Bildquelle: Nicolas von Kospoth

Berge und Hochtouren

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Die Wildspitze vom Mittelbergjoch aus gesehen. Von links nach rechts: Wildspitze Nordgipfel, Wildspitze Südgipfel, Hinterer Brochkogel

 

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Schröfwand

Wildspitze 3.774 m

09.09. - 10.09.2009 / 2 höchster Berg Österreichs und höchster Berg der Ötztaler Alpen

Kartenausschnitt - geographische Lage: 46° 53′ 7″ N, 10° 52′ 2″ O

Kurzbeschreibung 2 Tagestour / Tour über Klettersteig Mitterkarjoch

Bei guten Wetterbedingungen, keiner Neuschneelage und einigermaßen trockenen Felsgrat am Schlussanstieg unterhalb des Gipfelkreuzes und oberhalb des Taschachgletschers ist diese Tour, bis auf eine Schlüsselstelle, nicht wirklich schwierig. An dieser Schlüsselstelle, kurz vor dem Einstieg des Klettersteigs am Mitterkarjoch – noch vor dem quer gespannten Stahlseil über den Gletscherrest - wäre eine weitere Sicherung mittels Kette oder Stahlseil nach unserer Meinung notwendig und würde diese Stelle erheblich entschärfen. Der Klettersteig beginnt dann links nach Querung des Mitterkarjochs mit einer 2 -3 m senkrechten Kletterstelle an Seilen nach oben. Der gesamte Klettersteig ist mit guten Stahlseilen absolut ausreichend gesichert und kein Problem. Oberhalb des Klettersteigs verläuft die Tour in einer großen Rechtskurve über den Taschachferner mit einer Steigung von bis zu 30°. Die Spalten sind gut zu sehen, der Weg über den Gletscher ist meist gut gespurt und eigentlich problemlos. Der Schlussanstieg über den Felsgrat ist bei etwas Umsicht nicht wirklich schwierig.Die Aussicht vom zweithöchsten Berg von Österreich ist toll. Unterhalb die Gletscher von Taschachferner, Rofenkarferner und Mittelbergferner. Grandiose Fernsicht bei klarem Wetter aufgrund der Höhe und Dominanz der Wildspitze.

Eine Aufteilung auf 2 Tourentage mit Übernachtung z. Bsp. in der Breslauer Hütte wird von uns empfohlen. Große Steinschlaggefahr am Mitterkarjoch!!!

Bergwertung Höhenmeter 1.418 Hm Ausgangspunkt Hüttenwertung
Kondition normal - Ausrüstung beachten ab Vent-Stableinalm 2.356 m Vent / Ötztal 1.896 m

Breslauer Hütte 2.840 m

Schwierigkeit leicht bis mittel - Klettersteigausrüstung

Gehzeit Hütte 1,5-2 h  484 Hm bei Seilbahnbenützung bis Vent-Stableinalm

Zimmer und Betten gut

Wege/ Anlagen gut - Gletscherausrüstung !

Gehzeit gesamt 5,5-6 h 2.356 m Essen gut - Personal freundlich

Ausführliche Beschreibung dieser Tour

1. Tag

Wir fuhren gemächlich nach dem Frühstück in unserer Pension nahe Meran über den Timmelsjochpaß nach Vent, da wir am ersten Tag ganz entspannt nur den Aufstieg zur Breslauer Hütte geplant hatten.

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Die Fahrt auf dem Timmelsjochpaß bietet tolle Einblicke in die umliegende Bergwelt, vorbei an Ober- und Hochgurgl. Den bekannten  Skiorten am Paß. Wir durchfuhren Vent ...

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... bis zum Parkplatz der Talstation des Bergliftes nach Stablein. Von hier brachte uns der Sessellift nach Stablein bis auf 2.365 Hm auf die Bergstation mit Restaurant. Vor unseren Augen baute sich riesig mit 3.406 Hm die Talleitspitze auf, die sich gut als erstes Fotomotiv der Berge hier eignete.

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Wir hatten mit der Ankunft zeitlich etwas Pech, da der Lift zwischen 12:00 und 13:00 eine Pause einlegte. Als mussten wir auf den Weiterbetrieb bis 13:00 Uhr warten.

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Schließlich brachte uns der Sessellift nach oben. Unterwegs blies eiskalter Wind und es wurde unangenehm frisch bei der Bergfahrt. Als Tagesziel wollten wir heute lediglich die Breslauer Hütte (2.844 Hm), die knapp 500 Hm über uns lag, erreichen.

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Die ersten Meter wie üblich einlaufend, um auch die Muskulatur zu erwärmen sahen wir vor uns den ...

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... Urkundkolm (3.134 Hm) der uns den ganzen Weg begleiten sollte.

Der Weg zur Hütte ist breit, gut sichtbar, nicht zu verfehlen und beginnt kurz etwas steil über guten breiten Bergpfad. Linker Hand begleiten uns die Guslarspitzen, im Rücken die Talleitspitze und vor uns der Platteikogel. Dem Weg nach oben folgend nach einer großen Rechtskurve, erblickten wir endlich die Breslauer Hütte auf einer Anhöhe. Der Weg ist bis zum Fuße dieser Erhebung fast eben, um dann schließlich kurz vor der Hütte zu sagen „Hallo spazieren ist woanders“.

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Also geht es ab da die noch fehlenden Hm (150 -200 Hm) nochmals zur Sache und auf guten Pfad nach oben. Die Breslauer Hütte mit ihren Gebäuden nahte und wir sahen am Hauptgebäude immer größer werdend die rot-weißen Fensterläden.

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Noch eine letzte Steigung und wir erreichten die Hütte. Die Sitzplätze auf der Veranda vor der Hütte waren trotz der kühlen Temperaturen gut gefüllt. Wir betraten die Hütte und bezahlten am Tresen unserer Nächtigung. Im Gespräch mit dem Personal erfuhren wir auch, dass früh halb 6 und halb 7 gefrühstückt wird. Wir fanden es schon zeitig, aber der Tag später zeigte, dass das völlig in Ordnung geht. Wir studierten die an der Wand hängenden Karten, hielten Rücksprache mit dem Personal nach dem Zustand der Route, den besonderen Punkten und wollten besonders über die Stelle am Mitterkarjoch etwas erfahren. Aber es hieß kein Problem. Naja…

Wir besichtigten anschließend kurz unser 2-Mann-Zimmer. Einfach, nur 2 Betten, genial. Das ist in den Hütten die komfortable absolute Spitze. Die Rucksäcke abgestellt, kurz frisch gemacht, ...

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... einen Blick auf die Berge durch unser Fenster und gleich in die warme Stube der Gastwirtschaft.

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Die Wirtschaft war innen nur mäßig mit Gästen besetzt und so konnten wir gleich eine warme, leckere Speckknödelsuppe genießen. Ein paar Radler später legten wir uns schließlich bis zum Abend in unsere Betten. Am Abend, draußen war es schon völlig dunkel, aßen wir zu Abend. Kaum noch freie Plätze, viele, viele Bergfreunde und es raunte vielsprachig durch den Gastraum. Wenn die früh alle zum Gipfel wollen, da heißt es anstehen… Wir wurden nicht alt, legten uns zur Ruhe und bald klingelte unser Wecker. Natürlich lagen wir schon länger wach. In den Hütten geht es hellhörig zu und das Trippeln der vielen Füße begleitet einen die ganze Nacht.

2. Tag.

Heraus aus den Betten und hinein in die Kühle des frühen Morgens. Waschen und zügig in die Wirtschaft. Es war halb 6. Das morgendliche Ritual der Ausgabe des Frühstücks in der Breslauer Hütte mutet wie ein Besuch in einer Jugendherberge an. In Schlange anstehen, warten, 1 Tasse und Teller auf das Tablett, Kaffee aus großen Kannen einschenken, 2 Scheiben Brot, etwas Aufstrich auf den Teller und dann einen freien Platz an einem der Tische suchen. Gegen 6 waren wir fertig und packten unsere Sachen zusammen.

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Schnell noch den Hüttenschlafsack einpacken, einen neuen Film in die Kamera und vor die Tür.

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Es dämmerte gerade und es war merklich frisch.

Vor uns vielleicht ein, zwei Gruppen mit je 2-3 Bergfreunden. Es ging endlich los. Die Steine waren so zeitig am Morgen noch mit Raureif bedeckt und entsprechend glatt. Der Weg beginnt am Anfang im Flusstal des ehemaligen Gletschers lange relativ eben. Mit wenig Steigung über gute Wege, später über kleine Steinplatten in Richtung Gipfel.

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Sonnenaufgang, der Berg gegenüber erglühte in der morgendlichen Sonne. Wir liefen im Halbdunkel und vor uns ein fast gleißendes Rot. Die erste größere Steigung, nur ein paar Meter wirklich steil nach oben, vorbei an kleinen Schneefeldern ...

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... sahen wir in einer großen Rechtskurve schon den Rest vom Gletscher am Mitterkarjoch.

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Hinter uns die Gipfel vieler schneebedeckter Berge.

Der Weg nicht mehr so klar sichtbar. Teilweise kleineres Blockwerk und nur noch Steinschutt begleitete uns weiter. Aber das Mitterkarjoch ständig vor Augen.

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Die letzten Meter über Steine, wir schnallten unsere Steigeisen an.

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Es ging ca. 30°steil rechter Hand vom Joch über den Gletscher nach oben. In gerader Linie fast zu steil zum gehen, ging es in kleinen Serpentinen nach oben.

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Vor uns einige Bergfreunde, die den Übergang zum Stahlseil suchten, das quer gespannt über den kleinen Gletscher unterhalb des Jochs verläuft.

Sie versuchten es über die Felsen, unmöglich. Der einzig mögliche Weg, verläuft unterhalb der Felsen und linker Hand 3-4 Meter aufsteigend zum Stahlseil. Diese 3-4 Meter geht es steil über den Gletscher.

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An dieser engen Stelle, treffen die Gruppen von Bergfreunden aufeinander. Es kann immer nur einer aufsteigen. Falls nur einer davon, auf dieser engen Steilstelle ohne Sicherungen ausrutscht reißt er ein paar andere Bergsteiger beim Sturz mit. Endlich die Hand am Stahlseil. Da es nur wenige Meter quer über den Hang sind (etwa 20-25 m) geht es auch ohne Sicherungen.

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Aber Vorsicht, es besteht große Steinschlaggefahr und das direkt am Stahlseil in gerade Falllinie der abstürzenden Steine. Wir waren gerade an der linken Seite am Felsen angekommen, lehnten uns in die Wand, als sich über unseren Köpfen eine große Steinplatte löste, mit Getöse an uns vorbeistürze, am Seil in viele Stücke zersprang und den Hang hinunter polterte. Das war knapp. Helm auf, auch wenn dieser Stein sich aufgrund der Größe wenig um den Helm geschert hätte. Mit den Steigeisen an den Füssen, soweit wie möglich an den Felsen gelehnt, warteten wir an der Steilstelle, dem ca. 2 - 3 m senkrechten Einstieg in den Klettersteig, bis wir an die Reihe kamen. Bergfreund für Bergfreund stieg auf.

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Vor mir ein älterer Mann, solo unterwegs, der seine liebe Mühe an dieser Stelle hatte. Nachdem ich ihn von hinten und unten fast hochhob, konnte er aufsteigen. Wenige Meter weiter konnte ich ihn, nach kurzem Gespräch überholen. Der Klettersteig ist steil und mit den Steigeisen an den Füssen keine Freude. Vor dem Einsteig fehlte die Möglichkeit die Eisen abzuschnallen, da die Wartestelle, steil, vereist, eng ist und wir in Schlange standen. Ein, zwei Stellen am Steig sind zumindest mit angeschnallten Steigeisen, nicht so einfach.

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Der Steig selbst ist gut gesichert und verfügt über neue Stahlseile und intakten Felsverankerungen.

Die letzte Kurve im Steig. Ich konnte bereits den Taschachferner vor mir sehen. Andreas nahte die letzten Meter am Klettersteig.

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Hüftgurt anlegen, Seil einhängen und weiter über den Taschachferner. Ein großer Schritt über die unschwierige Randspalte und am Anfang leicht ansteigend über den Gletscher.

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Über eine Rechtskurve, steiler aufsteigend und an einer Spaltenzone vorbei.

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Links konnten wir bereits den Fels und Eisgrat der Wildspitze als eine Möglichkeit des Gipfelaufstiegs sehen. Über den Gletscher unterhalb vorbei und in fast gerade Linie den Gipfelaufbau unterhalb des Gipfelkreuzes anpeilend.

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Der Aufstiegsspur bis links zum Fuße des Blockwerks am Gipfelaufbau weiter folgend.

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Über ausgetretenen Pfad den Spuren nach über die zum Teil rutschigen, nassen Steine und Lehmreste nach oben die letzten Meter zum Kreuz. Die letzte Stelle um einen größeren Block herum und wir befanden uns am Ziel auf fast 3.800 m.

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Trotz der eingeschränkten Fernsicht, blickten wir vom höchsten Gipfel der gesamten Gegend auf ein tolles Panorama.

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Links vom Felsgrat verdeckt das Mitterkarjoch und das Tal vom Aufstieg.

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Rechts der andere Zugang zum Gipfel über den sehr schmalen Firngrat, der zu beiden Seiten sehr steil abfällt.

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Vor uns der Taschachferner der in mehreren Stufen abfällt. Nach einer halben Stunde, gegen halb 12 auch hier leider wieder absteigen.

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Wir stiegen über den Felsgrat vom Aufstieg ab und folgten unseren Spuren über den Gletscher.

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Wir sahen größere Gletscherspalten, die „fast bis nach China“ reichen, die große Randspalte und aufgetürmte kleine Seracs am Übergang vom Steil- in den Hängegletscher.

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Auf dem schmalen Firngrat des anderen Zugangs mehrere Seilschaften wie kleinere Perlenschnüre.

Den Einstieg vom Klettersteig erreichend, schnallten wir dieses Mal unsere Steigeisen ab, setzten die Helme auf und sicherten uns – wie eigentlich üblich – mittels Klettersteigset den Klettersteig hinunter. Hier unterhielten wir uns bereits darüber, wie wir an der Stelle nach dem quer gespannten Stahlseil absteigen sollten. Am Ausstieg des Klettersteigs hatten wir Glück.

Vor uns eine Gruppe von geführten Bergfreunden, die der Reihe nach von Ihrem Bergführer den Gletscher hinunter abgeseilt wurden. Wir konnten uns freundlicherweise mit einreihen. Kurz bevor es für uns hinabging, lösten sich von oben wieder ein paar größere Steine. In der Falllinie am Bergseil eine Frau die Ihre Mühe hatte, den auf sie schnell zukommenden Steinen auszuweichen. Schnell am steilsten Stück des Gletschers abgeseilt, konnten wir den Rest unschwierig bis zu den Steinen absteigen.

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Hier der Blick zurück auf das Mitterkarjoch mit der stark steinschlaggefährdeten Einstiegsstelle in den Klettersteig.

Die Steigeisen abschnallend machten wir uns nach kurzer Rast an das letzte Wegstück zur Breslauer Hütte. Eine Stunde später genossen wir unser Gipfelradler in der Hütte und begaben uns wenig später in Richtung Bergstation des Stableinliftes. Bis zur letzten Fahrt hatten wir noch reichlich Zeit, dank unserem frühen Start am Morgen. Das Wetter wurde zunehmend schlechter. Der Wind frischte auf, es fing an zu kriseln und wenige Höhenmeter tiefer, begann es leicht zu regnen. Es wurde zunehmend diesiger. Wir bedauerten ein wenig die Bergfreunde, die uns entgegen kamen und morgen bei weitem nicht so gute Bedingungen wie wir haben sollten. Wir freuten uns über unseren Gipfelerfolg und so war uns der leichte Regen egal. Wir erreichten die Bergstation vom Lift und konnten direkt ohne Wartezeit abfahren.

Eine wunderschöne Tour war zu Ende. Für diese Tour sollten 2 Tage geplant werden.

Versorgung und Nächtigung auf der Breslauer Hütte können wir durchaus empfehlen. Wir finden diese Tour sehr empfehlenswert, technisch bis auf eine Stelle am Mitterkarjoch nicht wirklich schwierig, leicht überlaufen, aber abwechslungsreich. Bergwandern, Klettersteig und Gletscherbegehung in einer Tour.

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